Afrika auf Raten: Kapstadt - Kairo im eigenen Bus?

Afrika auf Raten

Kapstadt - Kairo im eigenen Bus?

Wer hat davon eigentlich noch nicht geträumt? Es muss ja nicht gleich quer durch den ganzen Kontinent sein, aber mal so richtig weit nach Süden? Vor'm eigenen Bus sitzen, Sonnenuntergang über der Serengeti, das Kreuz des Südens über'm Lagerfeuer? Klingt schrecklich nach Kitsch, aber warum eigentlich nicht?

Einen Bus hätte man ja, aber 20.000 km durch Afrika sind doch nur was für Leute mit viiiiel Zeit. Oder viiiiel Geld. Oder beides. Außerdem kriegt ein normaler deutscher Arbeitnehmer doch gar nicht so viel Urlaub, ohne berufliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Also, den Traum begraben!

Wirklich?

Mal rein theoretisch: man könnte die gesamte Reise in mehrere Etappen zerlegen. Also Afrika auf Raten - in jedem Urlaub eine. Und der Bus muss ja nicht nach jedem Urlaub wieder zurück nach Deutschland gebracht werden, statt dessen müsste man ihn einfach unten stehen lassen und im nächsten Jahr wieder benutzen. Also, rein theoretisch könnte das funktionieren. Und praktisch?

Um ehrlich zu sein, wir wissen es auch noch nicht! Denn wir sind noch mitten drin zwischen Cape und Cairo.

Für alle, denen es beim Wort "Afrika" ebenfalls im Bauch kribbelt, möchte ich hier ein paar Aspekte und vor allem unsere Erfahrungen schildern. Das soll kein Reisebericht werden, sondern beschreiben, was organisatorisch und technisch zu tun, um den oben erwähnten Kitsch tatsächlich mal live zu erleben.

Zur Geschichte: wir haben unseren T2b vor einigen Jahren im Container nach Südafrika/Namibia verschifft, sind hinterher geflogen, haben unseren Urlaub dort verbracht, den Bus danach bei einer Spedition untergestellt und sind wieder zurück ins kalte Deutschland geflogen. Im nächsten Jahr dasselbe Spiel. Manchmal haben wir den Bus am Ende des Urlaubs in einem anderen Land gelassen, so dass wir uns auf diese Weise durch den halben Kontinent nach Norden und wieder zurück in den Süden gearbeitet haben.

Organisation

Wir brauchen jedes Jahr ein neues Carnet de Passage vom ADAC, was nicht schwierig ist, da wir eine deutsche Zulassung haben. Doch die Sache hat einen Haken: nach zwölf Monaten muss das Fahrzeug wieder aus dem Land gebracht oder verzollt werden. Das ist ein wenig lästig, funktioniert aber irgendwie, zumal afrikanische Beamte auch ausgesprochen freundlich und hilfsbereit sein können, wenn man entsprechend auftritt. So geht manchmal etwas, was eigentlich nicht gehen darf. Ein paar Scheinchen im Pass mögen das zwar erleichtern, wir haben das aber grundsätzlich nicht gemacht - außer in Zaire, da ging es nicht anders.

Wir zahlen brav unsere deutschen Kfz-Steuern und haben mit der Versicherung vereinbart, dass unsere Beiträge ruhen, solange sich der Wagen außerhalb des Gültigkeitsbereiches der deutschen Haftpflichtversicherung befindet. Lokale Haftpflichtversicherungen schließen wir kurzfristig vor Ort ab.

Für die meisten Länder bekommt man die Visa problemlos an der Grenze, so dass der noch vor einigen Jahren notwendige Papierkrieg mit den Botschaften in Deutschland inzwischen passé ist.

Die Sicherheitslage ist ziemlich wechselhaft, wir erkundigen uns deshalb immer bei Einheimischen. Wir hatten zwar schon zwei Einbrüche und einen Versuch, doch das geschah, während wir in Europa waren. Seit dem letzten Bruch steht der Bulli deshalb in einem Container. Generell ist die Gefährdung etwas höher als in Europa, dies aber meistens im Dunstkreis großer Städte oder in Spannungsgebieten, also weitgehend vermeidbar.

Als Gesundheitsvorsorge reichen die üblichen Impfungen (Achtung, manchmal wird an den Grenzen kontrolliert) und der alte Ratschlag "Cook it, peel it, or forget it!". Wir hatten das sehr zweifelhafte Vergnügen, einige Krankenhäuser von innen zu sehen. Besser gesund bleiben und die nötigsten Medikamente dabei haben.

Die Verkehrssprache in Süd- und Ostafrika ist Englisch, doch da das für die meisten Afrikaner ebenfalls eine Fremdsprache ist, sind die Ansprüche nicht sehr hoch. Aber ohne geht's sicher nicht.

Der Urlaub sollte schon ein wenig länger als normal sein. Zwei Monate sind perfekt, sechs Wochen auch ok. Wenn man keine großen Distanzen zurücklegen möchte, könnten vier auch schon reichen. Wir hatten im Schnitt sieben Wochen (freundlicher Arbeitgeber!).

Das war's auch schon an organisatorischen Voraussetzungen.

Technik

Unser T2b ist ein ganz normaler Bus mit 50 PS, Campingausbau, Hubdach, zwei Dachgepäckträgern und ein paar Kleinigkeiten, die das Leben im Busch erleichtern. Der Motor ist zwar ein wenig kurzatmig, aber deutlich hitzefester und robuster als der 70er.

Wir haben weder Bullbars noch Monsterreifen noch Muldenkolben. Doch was wirklich zählt, ist Bodenfreiheit. Und da kann ein normaler Bus mit etlichen Geländewagen verdammt gut mithalten.

Der Unterboden hat die serienmäßigen Schutzbleche drunter, über denen zwei 35l-Wassertanks liegen, so dass wir keine Bodenfreiheit verlieren. Getriebewanne, Motorgitter und 4 mm dicke Stahlplatten unter dem Vorderwagen kommen hinzu. Auch Gitter vor den Scheinwerfern. Sehen zwar protzig aus, doch kaputte Scheinwerfer sind da unten schwer zu kriegen.

Die hinteren Stoßdämpfer sind verstärkt, die vorderen haben zusätzliche Federn. Sonst ist's das normale Fahrgestell. Der Stabilisator fehlt. Er ist irgendwann mal gebrochen und seit dem geht es ganz gut ohne.

Dem Motor haben wir einen zusätzlichen Zyklonluftfilter, eine stärkere Ölpumpe und einen Ölfilter spendiert, außerdem werden Drehzahl, Öldruck und -temperatur gemessen. Die Kühlluftregelung ist raus, kommt aber nach der Rückkehr wieder rein. Unsere Öltemperatur ist oft leicht erhöht, was bei dem Klima und der Belastung nicht sehr verwundert, doch zu einem zusätzlichen Ölkühler konnte ich mich noch nicht durchringen. Kommt vielleicht noch.

Eine zweite Batterie ist drin (beide passen nebeneinander, wenn man sie um 90° dreht), und natürlich ein Hauptschalter für jede, damit im Ernstfall schnell alles stromlos ist. Solarzellen sind zwar auf dem Hubdach, haben aber nicht das gebracht, was wir uns davon versprochen hatten.

Zusätzlich leuchten zwei Halogenscheinwerfer vorn vom Dach, denn unsere normalen Scheinwerfer reichen im Gelände nicht in die Bodenwellen. Wenn wir schon mal nachts fahren müssen, dann soll es wenigstens kein Blindflug sein. Kommt aber selten vor. Außerdem haben wir hinten am Gepäckträger zusätzliche Brems-, Blink- und Rückleuchten, da auf staubigen Pisten die unteren leicht übersehen werden.

Auf dem Dach liegen drei 20l-Benzinkanister, dazu kommt ein fest eingebauter 35l-Zusatztank. Das reicht auch mal für 1500 km ohne Tankstelle. Da die Benzinpreise von Land zu Land extrem schwanken, hat das neben der Versorgungssicherheit auch gewisse wirtschaftlichen Vorteile.

Insgesamt haben wir Platz für vier Reserveräder (eins vor der Nase, zwei vorn auf dem Dachträger, eins hinten drauf). Leider hatten wir schon einige Male fünf Plattfüße, bevor wir in die nächste Stadt kamen. So lernt man, wie Schläuche geflickt flicken. Wenn man mal zugesehen hat, wie die Jungs aus den Werkstätten mit traumwandlerischer Präzision armdicke Lkw-Achsen auf die Flanken der Reifen sausen lassen, bis die schwach werden und sich von der Felge lösen, dann weiß man, warum man besser keine Alufelgen nimmt.

Außerdem wollten wir uns einen gewissen wohnlichen Luxus nicht verkneifen (ja, ja, man wird alt!), sonst hätten wir ja gleich einen Geländewagen genommen. Also ist ein Kompressorkühlschrank drin, das Bett ist 1,4 x 2m groß, 230V für den Laptop sind da, der ganze Wagen ist extrem dick isoliert, eine große Markise reicht über die gesamte Länge, genügend Luft kommt durch Hubdach, Schiebe- und Lamellenfenster und die Gardinen sind extrem lichtdicht, weil wir nicht immer bei Sonnenaufgang aufstehen wollen. Bei Bedarf haben wir ein großes Moskitonetz über'm Bett, denn die Plagegeister verstecken sich tagsüber in allen Ecken des Fahrzeugs, so dass Netze vor den Fenstern abends nicht mehr viel nützen. Es ist fast schon heimelig, zuzuhören, wie die Viecher verzweifelt gegen das Netz anrennen, wenn man genau weiß, dass man in Ruhe schlafen kann. Aber keinen Arm gegen das Netz halten!

Wir haben alles darauf ausgerichtet, nicht wie ein bewohnter Camper auszusehen, wenn wir an der Straße übernachten müssen. Ein normales parkendes Auto erregt weniger Aufmerksamkeit. Im Busch wollen wir am besten überhaupt nicht gesehen werden. Außerdem ist alles immer so vorbereitet, dass wir im Notfall in kürzester Zeit die Flucht antreten können, was wir aus Sicherheitsgründen auch schon zwei oder drei Mal machen mussten. Noch ein kleiner Vorteil gegenüber Geländewagen mit Zelt.

Die Türdichtungen sind wichtig, denn wer mag schon Wanderdünen in der Wohnung. Es ist unglaublich, wie das Pulver seinen Weg durch die feinsten Ritzen findet.

Wir kochen mit Benzin und haben deshalb auch keine schwere Gasflasche dabei. Und zweimal hat uns das zurückgefüllte Benzin aus dem Kocher gerade noch an die nächste Tankstelle gebracht.

Unvermeidlich ist, dass wir reichlich Ersatzteile und Werkzeuge dabei haben, es dürften mehr als 100 kg sein. Hinzu kommt einiges an Ausrüstung: Seilwinde, 70m Abschleppseil, zwei Wagenheber, vier Sandbleche, zwei Warndreiecke (in Malawi Pflicht !), Schneeketten (bei Matsch), Tisch und Stühle. Damit wären wir auch schon bei einem der "schwerwiegensten" Probleme. Der Wagen kommt voll beladen auf gut 2,5 Tonnen (... und wir beide wiegen nicht viel). Das ist die Schmerzgrenze für Fahrwerk und Motor. Doch auch das geht, nur ein wenig langsamer und vorsichtiger. Ist ja Urlaub.

Den Tribut an das hohe Gewicht zahlen die Reifen. In Kürze dürften wir unseren 50. Plattfuß feiern. Nach 20.000 km ist jeder Reifen fertig, wozu auch die Geländestrecken ihren Teil beitragen.

Vor- und Nachteile

Alles im Leben hat zwei Seiten.

Die schöne: man lernt auf diese Weise Länder kennen, von denen (fast) jeder träumt. Mit einem Auto, von dem auch (fast) jeder träumt. Und dies nicht nur vor oder nach dem Berufsleben, sondern auch mitten drin, ganz ohne Sabbatical.

Die Unimogs und Landys kriegen immer große Kulleraugen, wenn ihnen ein schlichter T2 entgegenschaukelt. Denn, wie gesagt, die Bodenfreiheit gar nicht 'mal so schlecht und zudem haben wir kein empfindliches Differenzial runterhängen.

Doch erst am Abend zeigt der Bulli seine wahre Größe. Komfort eines Wohnmobils statt rustikalem Camping, den Abend genießen statt Zelt aufbauen und Kisten im Taschenlampenlicht durchstöbern. Morgens dasselbe rückwärts. Zwei Monate Camping, das wär' nichts für uns ...

Dies soll bitte kein Plädoyer gegen 4x4 oder Camping sein. Wir schlafen auch im Zelt, wenn wir zu Fuß unterwegs sind. Oder leihen uns einen richtigen Geländewagen, wenn es die Gegend erfordert, und es macht großen Spaß. Doch für 99 % der Strecken ist das nicht wirklich nötig. Bei dem einen Prozent müssen wir entweder richtig heftig buddeln und schieben oder wir bekommen Hilfe von einem freundlichen 4x4. Oder fahren einfach wo anders lang.

Einen weiteren Bonbon haben wir in Mocambique erlebt. Nachtfahrt! Lange Matschlöcher, dann gestikulierende Leute im Scheinwerferlicht. Ein LKW war bis zur Ladefläche im Matsch versackt, kein Durchkommen mehr. Den Bulli mit dem Heck ins Gebüsch gedrückt und 10 Minuten später im warmen Bett gelegen. Luxus pur. Es war eine saukalte Nacht. Am nächsten Morgen gemütlich gefrühstückt, andere Autos mit vielen Helfern am LKW vorbei durch den Schlamm geschoben, dann selber geschoben worden und gut war's. Klingt nach Abenteuer, war aber keins. Nur eine der vielen Situationen, in denen ich den Bus gegen kein Auto der Welt hätte tauschen wollen.

Doch der Preis für die schönen Seiten ist auch nicht ganz ohne.

  • Der Bulli muss technisch in einem ordentlichen Zustand sein, auch wenn der TÜV weit weg ist. Nach 100.000 km da unten hat's jede Schwachstelle weggerüttelt. Genau deshalb sind wir ersatzteil- und werkzeugmäßig ziemlich gut bestückt. Zudem sollte man sich grundsätzlich selber helfen können, denn profunde Hilfe ist bestenfalls noch im Süden des Kontinents zu bekommen. Nach Norden hin wird's verdammt dünn. Man muss zwar nicht alles selber machen, sollte aber genau wissen, was die Werkstatt zu tun hat. Und eines würde ich garantieren: spätestens am Ende der Reise kann man's selber.

  • Alle Reparaturen müssen im Urlaub erledigt werden. Auch die vielen Kleinigkeiten, die gerne auf die Zeit nach einer Reise verschoben werden. Deshalb legen wir ab und zu einige Putz- und Flicktage ein. Manchmal nehmen wir auch defekte Teile im Flieger mit nach Deutschland. Der Teile-Tourismus führt manchmal an die Grenze des Erlaubten beim Fluggepäck. Von den Blicken des Zöllners ganz zu schweigen, wenn er einen Vergaser oder eine komplette Radaufhängung im Urlaubskoffer entdeckt. Doch das ist ja das Schöne an unseren Oldies: kaum Elektronik und Plastik, alles robust und bequem austauschbar. Na ja, fast alles.

  • Von Zeit zu Zeit drohen unweigerlich größere Reparaturen. Inzwischen haben wir ein Dutzend Mal Motor, Getriebe, Blattfedern oder Federstäbe gewechselt. Entweder im Busch oder auf Campgrounds, einmal sogar in einer richtigen Werkstatt. Aber auch dort lieber eigenhändig, weil es niemanden gab, der die Bulli-Technik kannte und wir auf verwürgte Schraubenköpfe oder abgerissene Stehbolzen verzichten wollten. Dieses Jahr ist die Vorderachse dran. Neue Radlager, Bremsscheiben, Tragarme, Tragarmlager, Federblätter, Lenkhebelbolzen. Also das volle Programm mit 60 kg Fluggepäck allein an Ersatzteilen.

  • Manche Aktionen können ziemlichen Aufwand verursachen. Ersatzmotor per Schiff vorausschicken, Getriebe im Fluggepäck mitnehmen (45 kg sind für einen Koffer gerade noch machbar!), Federblätter als Handgepäck. Klingt aufwendig, kommt aber nicht alle Jahre vor.

  • Auch die tollen Ideen zum weiteren Ausbau oder zu technischen Verbesserungen sind unterwegs zu realisieren (... und von denen gibt es mehr, als man denkt). So haben wir inzwischen die komplette Standheizung zurückgebaut, weil kaum gebraucht, und wenn, dann war sie bis oben hin voll Staub, haben unterwegs eine Solaranlage eingebaut, Zyklonfilter, verstärkte Ölpumpe, besseren Kühlschrankkompressor, Federbeine vorn, Halogenscheinwerfer zur Seite und nach hinten (... wir wollten ja sehen, wo die Löwen herkommen ) usw. usw.

  • Der ganze Spaß lohnt sich nur, wenn er von vornherein auf mehrere Jahre angelegt ist. Das provoziert die Frage: Urlaub immer wieder in Afrika? Wird das nicht auf Dauer langweilig? Antwort: Urlaub immer wieder in Europa ist doch auch nicht langweilig. Zudem bietet Afrika erheblich mehr Abwechslung als Europa. Vom gediegenen Kapstadt über Koralleninseln vor Mocambique, Sand satt in der Kalahari, Leoparden in der Serengeti, Schlammschlachten im Urwald, ewiges Eis auf dem Kilimanjaro. Wo soll da Langeweile aufkommen?

    Doch es gibt noch ein paar positive Nebeneffekte, an die wir vorher gar nicht gedacht hatten.

  • Die übliche Abgeklärtheit oder "Coolness" von gewissen Langzeitreisenden kommt nicht auf. Ich meine das ewige "Wir haben ja schon alles erlebt" oder das "Schon wieder 'n Löwe, na und?". Das geht einem manchmal ziemlich auf den Zeiger. Da wir maximal zwei Monate in Afrika sind, ist für uns fast alles neu oder spannend und wir freuen uns drauf. Bevor es Routine wird, sind wir schon wieder zurück in Deutschland und können es erst mal verdauen. Offensichtlich darf man sich nicht überfüttern, sonst kann man's nicht richtig genießen.

  • Die finanzielle Seite ist ganz erträglich, denn die vermiedenen Kosten für Leihwagen und Hotel sind erheblich. Das erste Angebot, einen einigermaßen geländegängigen Camper zu mieten, mit dem wir auch über die Grenzen durften, lag für 9 Wochen bei fast 8.000 €!!! Als größter Posten verbleiben die Flüge, doch die fallen auch bei Leihwagen an.

  • Ein weiterer Vorteil: Rostprobleme kennen wir nicht. Fast nicht.

  • Es hat einen enormen kommunikativen Wert, dort mit einem deutschen Nummernschild herumzufahren. Wir sind von sehr vielen Leuten angesprochen worden, Einheimischen wie Zugereisten, die sich freuten, einen Gast aus dem alten Europa zu treffen. Viele Afrikaner haben in Deutschland gearbeitet oder studiert und sind eine hervorragende Quelle für Insiderinformationen. Auch Zöllner oder Parkranger haben uns nach Jahren wiedererkannt. Vielleicht lag's auch an unserem "lekker Kombi", wie man da unten sagt. Jedenfalls hat's die Abfertigung immens vereinfacht. Und es ist ein netter Spaß, im Straßencafé zu sitzen und zuzuschauen, wie eine Gruppe von Touristen das Auto umrundet. "Boah, kuck 'mal, ein Münchner Nummernschild! Das ist aber nicht echt, oder?" Großes Erstaunen, wenn sie dann einen richtigen deutschen Stempel auf dem Kennzeichen finden. "Jo mei, aber der TÜV ist schon aaaaacht Jahre abgelaufen!!!". Na ja, is' halt so.

    Resümee

    Wir sind jetzt seit gut 10 Jahren da unten unterwegs, haben dabei knapp 100.000 km in einem Dutzend Ländern zurückgelegt und sind nach wie vor begeistert. Es ist einfach nicht zu überbieten, sich mit dem Bulli abends in den Busch zu verdrücken und die afrikanische Nacht live um sich zu haben.

    Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden wir uns vermutlich bis nach Kairo durchgeschlagen haben und die legendäre Cape-to-Cairo-Road wird hinter uns liegen. Doch ziemlich sicher wird uns Afrika nicht loslassen. Es ist fast eine zweite Heimat geworden, auch wenn wir uns danach erst einmal für ein paar Jahre in einem anderen Kontinent herumtreiben werden. Einmal Afrika, immer Afrika, da scheint was dran zu sein. Und mit dem eigenen Bus ist's einfach genial.

    Keiner der angesprochenen Punkte ist dogmatisch zu sehen, man kann auch mit viel weniger glücklich werden. Wir trafen Leute, die keinen blassen Schimmer davon hatten, wie Ihre Blechdose funktioniert und niemals Schwierigkeiten hatten. Und es gibt auch hervorragende Werkstätten. Verlassen würde ich mich aber nicht darauf.

    Sollte sich der eine oder andere an die eigenen Träume erinnert fühlen, dann war genau das auch die Absicht. Für solche Träume ist der Bulli ideal. Bequem, simpel, robust. Und wenn man schon davon träumt: es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

    See you in Africa.

    Wolfgang *354

    www.wirsindweg.de